Aug. 3, 2025

Ficken Sie sich doch. Bitte.

Eine Podcast-Folge zwischen Reha-Frust, Schulterstillstand und der Reeperbahn-Realität

 

Linda hat es am Ende der Folge perfekt zusammengefasst: Man kann eigentlich nur noch verzweifelt lachen.

 

Dabei fing alles harmlos an. Mit einem "Gugug, da ist er wieder" und einer kleinen Hansapark-Anekdote. Doch schnell wurde klar: Das Thema dieser Folge ist keine Familienidylle mit Pommes und Schiffschaukel, sondern die deutsche Realität in Sachen Gesundheitssystem, Behördenkommunikation und Therapieversorgung. Spoiler: Viel ist da nicht zu holen.

 

Schulter, Schranken, Scherbenhaufen

 

Ich erzähle von einem Tag, an dem eigentlich endlich Klarheit herrschen sollte. Schulter kaputt, Hamburg sagt nein, ein anderer Arzt sagt doch. Also ab ins UKSH zur Zweitmeinung. Klingt nach einem Plan. Tatsächlich fühlte sich das Ganze aber eher an wie ein Planspiel mit absurdem Ausgang: Automaten, die nicht funktionieren. Mitarbeiter, die Termine nicht finden. Ausdrucke, die im Drucker zerfleddert werden. Und dann die Erkenntnis: Ohne aktuelle MRT-Bilder geht gar nichts.

 

Die waren übrigens versprochen. Von Hamburg. Gekommen sind sie nicht. Also: Untersuchung unmöglich. Aber immerhin darf ich jetzt nochmal wiederkommen. Vielleicht klappt's ja dann mit den Bildern. Und der Bewegung.

 

Reha, Reizungen und Ratlosigkeit

 

Auch medizinisch bleibt es zermürbend. Der eine Arzt sieht nichts. Der andere findet's "gereizt". Beweglich ist mein Arm übrigens kaum. Selbst mit Gewalt nicht. Das habe ich in der Folge auch eindrucksvoll beschrieben. Linda, die selbst medizinische Vorkenntnisse hat, konnte nur noch den Kopf schütteln. Und fragte zurecht: Wenn der Arm nicht mal passiv bewegbar ist – wie kann man dann sagen, da sei alles in Ordnung?

 

Und wieso zum Teufel wurde mir Cortison verschrieben? Das macht Sehnen kaputt. Hätte man wissen können. Oder müssen. Hat aber niemand.

 

Die Sache mit der Therapie

 

Linda wiederum teilt ihre Erfahrungen mit der psychotherapeutischen Versorgung. Termin? Ja, aber nur einmal. Platz? Gibt es nicht. App? Gibt es. Kostet 210 Euro. Dauert aber fast zwei Monate, bis sie ankommt. Und ob sie hilft? Mal sehen.

 

Noch absurder: Wer Hilfe außerhalb des Kassensystems braucht, muss nachweisen, dass zehn andere vorher abgelehnt haben. Zehn Anrufe. Zehn Niederlagen. Und das in einem Zustand, in dem man eigentlich kaum Kraft hat, überhaupt ans Telefon zu gehen. Willkommen in Deutschland.

 

Und dann war da noch die Reeperbahn

 

Zum Glück ist nicht alles Drama. Linda berichtet von einem Auftritt in einer Location auf der Reeperbahn. Sexkeller, Pornokino, Kondomautomat – alles inklusive. Und trotzdem: Die Leute waren cool, das Publikum gut drauf, der Abend ein Erfolg.

 

Nur eine Sache stach besonders hervor: Eine Begegnung mit einem Bettler, der nach ein paar Cent fragte. Linda hatte kein Bargeld. Die Reaktion: "Dann ficken Sie sich doch." Mit einem freundlichen "Sie". Da war er, der Folgentitel.

 

Und irgendwie passt der zu allem, was an diesem Tag, dieser Woche, diesem System so falsch läuft. Ob Schulter, Therapie oder Servicewüste – manchmal bleibt einem nichts anderes übrig als ein stilles: Ficken Sie sich doch. Bitte.